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Schwarzschilds Singularität

Schwarzschilds Singularität

Am Nachmittag des 24. Dezember 1915 wurde Albert Einstein in Berlin eine Feldpost aus Russland zugestellt. Absender war der geniale Physiker und Astronom Karl Schwarzschild, dem es – inmitten von Gasbomben und Geschützfeuer – gelungen war, erstmals eine exakte Lösung für Einsteins Allgemeinen Relativitätstheorie zu finden, also für die Annahme, dass die Masse eines (Himmels)Körpers die Raumzeit krümmt, so wie eine Bowlingkugel, die man auf eine Matratze gelegt hat.

Schwarzschilds Berechnungen gingen jedoch noch weiter: Wenn die Masse eines Körpers so zunahm, zum Beispiel im Falle eines kollabierenden Sterns, würde die Raumzeit nicht einfach nur gekrümmt, sondern zerrissen und daraus würde ein schwarzes Loch entstehen, das alles verschlingt, einschließlich des Lichts, das in seine Reichweite gelangt – eine Singularität.

Doch damit nicht genug, Schwarzschild errechnete auch, dass ein schwarzes Loch entsteht, wenn man einen Körper komprimiert: Auf 3 Kilometer im Fall unserer Sonne, 8 Millimeter im Fall unserer Erde und 0,00000000000000000000000001 Milimeter im Falle eines menschlichen Körpers, 24 Nullen nach dem Komma und eine 1, eine Singularität.

So etwas regt natürlich die Vorstellungskraft an: Wohin führt es, wenn man in einem schwarzen Loch verschwindet, was liegt hinter dem Ereignishorizont, aus dem nichts mehr zurückkommt, sind schwarze Löcher auch Austrittspunkte aus der Raumzeit in ein wie immer geartetes „anderes“, transzendentes Universum, und ist die explosive Zusammenballung von Materie zu Sternen und Galaxien in der Raumzeit, der Austritt aus eben diesem „Anderen“? Ist alles ein kosmisches Ein- und Ausatmen, das wir, die wir aus Sternenstaub gemacht sind, in besonderen Momenten tief in uns spüren können?

Genug Stoff, um „sich ein Bild zu machen“ im April 2021 begonnen, weil eine Sammlerin sich vorstellte, nur die nächste nach der letzten Zahl auf dem letzten Tableau und der ersten Zahl auf dem nächsten Tableau (also 14677) weiß auf schwarz haben zu wollen – eine Sigularität gleichmaßen. Im Oktober 2022 fertiggestellt, währenddessen das Bild ein paar neue Elemente und Erlebnisse aus der jährlichen Nachtweih in sich aufgenommen hat.
Gruß, wie immer, an Roman Opalka, dort im anderen Universum.


„… 16298 …“

0059_10/2022
Acryl auf Leinwand
195 cm x 195 cm

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