Man stelle sich vor, die Dinge einmal rückwärts zu betrachten. Man fährt also hinauf in die Berge, um hinabzuschauen.
Man trifft dort auf andere Menschen, um sich selbst ab- und nach innen zu wenden.
Man glaubt der (scheinbaren) Heiligkeit zu entkommen, um heil- und hoffnungslos dem Glanz und Wunder der Natur ausgeliefert zu werden.
Die Fragen, die wir ihr stellen, beantwortet sie mit Stille und wütendem Feuer auf einem fernen Kontinent.
Man begibt sich tiefer … deepr.
Und man findet sich in einem anderen Feld wieder, bevölkert von seltsamen Naturwesen, aus anderen Welten.
So als wollte die weiße Göttin, die hier ihr Schneekleid ausgebreitet hat, vielleicht doch ihr Schweigen brechen und über die kreativen Imaginationen des Bewusstseins eindringliche Hinweise zu den einzuschlagenden Wegen geben.
In anderen Sätzen und Masken spricht sie unmissverständliche Warnungen hinsichtlich des Kommenden aus, wenn wir zu realisieren haben werden, dass wir in der Natur existieren und nicht außerhalb oder überhalb von ihr (wie wir uns seit Anbeginn der kognitiven Revolution des Homo sapiens vor 70.000 Jahren vorgegaukelt haben). Und ihr Lachen klingt fürchterlich, wenn sie bei Maske an Elon Musk denkt, über die grandiose Lächerlichkeit, in einem Plastikiglu auf dem Mars sterben zu wollen …
Dann sagt sie, baut sie ein Bild aus gefesseltem Baum und herumliegenden Trockenholz, hüllt dessen Stamm ein in Tuch wie zum Schutz vor nichts, hübscht das Konstrukt auf mit roten Hagebuttentupfern, stützt es unnötigerweise mit Bauholz und Draht, hängt ein schiefes „Gott“ in die Krone … um das Bild des nachts großartig anzustrahlen. Der totale und tote Sieg über das Lebendige.
Dann verlässt man das Feld, nimmt Abschied von den Menschen, die einem ans Herz gewachsen sind, mit denen man sich gemeinsam geöffnet und geweitet hat, geht wieder hinab ins Tal, um immer wieder hinaufzuschauen.
Die weiße Göttin vom Berg winkt mit tanzenden Tannen im Wind hinterher … und überlegt vielleicht, ob sie noch kurz Aufschub gewähren will (wegen uns), bevor sie das Kartenhaus unserer Zivilisation durch Flammen, Sintflut und Sturm oder einfach durch Verwüstung einstürzen lässt.
Die NachtWeih findet jedes Jahr während der Raunächte vom 25. Dezember bis 1. Januar oberhalb von Les-Ponts-de-Martel (Neuchâtel) im Schweizer Jura statt. Näheres auf der Website der Veranstalterinnen Evelyne Vuilleumier und Matthias Restle.